Starcraft 2 Public: Die Kunst zu verlieren ... alt aber wahr...

Seite: [1]
http://eu.battle.net/sc2/de/forum/topic/2350895882 User: Felo
00. Was bedeutet es, zu verlieren?
Erinnert euch an eure letzte Niederlage. Wie hat sich das angefühlt? "Der andere muss besser sein als ich", nicht wahr? Lasst uns ein kleines Spiel spielen - ich gebe euch ein paar Szenarien des Verlierens und ihr sagt mir, wer von beiden der bessere Spieler ist, in Ordnung?
* Ein Protoss-Spieler vergisst über das microen seiner Stalker hinweg, einen weiteren Pylon hineinzuwarpen. Dementsprechend kann er trotz besserer Einheitenkontrolle keinen neuen Schwung an Einheiten hereinwarpen und verliert.
* Der gegnerische Protoss spielt eine Forge-FE, man selbst geht als Zerg auf Mutalisken und versucht dabei eine schnelle Third zu nehmen. Bei 10 Minuten taucht der Protoss plötzlich mit Blink Stalkern auf der eigenen Türschwelle auf und man kann es mit Muta/Ling nicht verteidigen
* Man hatte einen schlechten Tag, startet ein Spiel und merkt beim ausführen seiner 1Rax-Siege-Expansion, dass das mit dem Multitasking und schnellen Händen heute irgendwie nichts wird. Auf Grund der Ausführung, die nicht so gut ist, wie sonst, hat man zu einem Zeitpunkt X zu wenig Supply und wird dementsprechnd von der größeren Gegnerarmee überrannt.
Was haben diese drei Szenarien gemein? Jedes von Ihnen macht es uns unmöglich, zu ermitteln, wer der bessere Spieler ist. Unser Protoss aus dem ersten Match könnte gerade von seiner Freundin oder einem Meteroitenschauer abgelenkt worden sein, weswegen er sich - für ihn untypischerweise - supplyblockt. Vielleicht ist der Overseer des Zergs unglücklich ein paar Zentimeter am Twilight Council vorbeigeflogen und im letzten Match ist einfach die Tagesform entscheidend gewesen.
Fakt ist, wir können nicht in jedem Match 100% bringen - sonst wäre das nicht unsere Spitzenleistung sondern durchschnitt und wir hätten einen neuen Spitzenwert. Aus diesem Grunde ist der Gedanke, das unser Gegner in der Ladder besser wäre, weil er uns 1x besiegt hat, absolut unrealistisch.
Was wir stattdessen wissen und annehmen müssen, ist die Tatsache, das wir in diesem Spiel nicht so gut gespielt hätten, wie wir konnten. Wie wir es schaffen können, das zu erkennen? Widmen wir uns den Schritten.
01. Höflichkeit hilft
Die ersten werden sich beim lesen dieser Überschrift wahrscheinlich denken "Oh je, Felo der alte Langweiler", aber lasst mich ausreden!
Diejenigen unter euch, die mit jüngeren oder zumindest ungefähr gleich alten Geschwistern aufgewachsen sind, konnten bestimmt schon einmal beobachten, wie sich der eigene Bruder oder die eigene Schwester völlig in eine Lappalie hineinsteigert. Die Mücke wird sprichwörtlich zum Elefanten gemacht und auf Grund einer wütenden Reaktion eskaliert eine Situation. Wenn man sich z.B. einen harmlosen Spaß erlaubt, so wird die Situation entweder durch ein amüsiertes Lachen entschärft, oder aber man reagiert pikiert, die Situation kühlt ab und man befindet sich auf dem schlüpfrigen Pfad der Anfeindung zu tun.
Was hat das mit Starcraft II zu tun? Wenn ihr ein Spiel verliert, werdet ihr euch schlecht und deprimiert fühlen, vermutlich seid ihr sogar wütend, das ist ganz normal! Aber ähnlich wie in Star Wars davon gesprochen wurde, das Wut zu Hass wird, so kann auch der anfängliche Ärger über eine Niederlage eskalieren, wenn man sich diesem hingibt und in ihm badet. Wenn er ihr also damit beginnt, euren Gegner zu beleidigen, wütend auf ihn zu sein und schrecklich sauer seid, wo werdet ihr euch auf diesem Weg ganz um den Hass drehen. Ihr ersinnt Beleidigungen für euren Gegner und versteift euch darauf, was für ein schlechter Mensch er ist, weil er euch diese Gefühle bereitet.
Wenn ihr ihm stattdessen ein GG gebt - selbst wenn er gecheesed hat - so hilft das zumindest mir, mich von der Negativität loszueisen. Ich erkenne damit an, das er in diesem Spiel besser gespielt hat als ich und bereite mich damit geistig bereits auf etwas wichtiges vor - zu erkennen, wo mein Fehler lag, den ich bereinigen muss. Hass und Zorn haben nämlich eine interessante Gemeinsamkeit - sie sind umso stärker, umso ungezielter sie sind. Sobald ihr konkrete Anhaltspunkte habt, verpuffen sie zumeist, um Platz für Lernwillen und Verbesserung zu machen.
Fazit: Ihr müsst euren Gegner nicht umschmeicheln, aber flamed ihn nicht, um nicht in Hass und Zorn zu vergehen.
02. Seid gut zu euch
Sehen wir der Tatsache ins Gesicht - als ich auf Semiprofessionellem Level Brood War gespielt habe, war ich gerade ein Teenager, noch nicht einmal 16 Jahre alt. In dieser Zeit war meine Fähigkeit dazu, eine Niederlage zu akzeptieren, auf dem Level von Mike Tyson.
Ich erinnere mich an Matches, nach denen ich in blindem Zorn vor dem PC gesessen habe und wie ein besessener auf meinen Oberschenkel gehämmert habe, während ich mich einen Idioten dafür geschimpft habe, mein Reavershuttle zu verlieren und dadurch das Spiel zu verlieren. Man sagt, man soll seinen Zorn herauslassen. Wird es dadurch in diesem Fall besser? Auf keinen Fall. Wenn man einmal damit anfängt, dann bewegt man sich sehr, sehr schnell in einem gefährlichen Kreis, in dem sich Schmerz, Zorn und Wut abwechseln - deshalb sollte man es nicht dazu kommen lassen.
(Schneller Tip dafür, wenn es doch passiert: Vor einen Spiegel treten und sich ins wutverzerrte Gesicht sehen, hat mir als Teenager immer dabei geholfen zu realisieren, was zur Hölle ich da gerade eigentlich tue.)
Aus diesem Grund gelten wieder die Prinzipien aus Punkt 00. - Führt euch vor Augen, das euer Gegner nicht der bessere Spieler ist, realisiert, dass das Match gerade nicht die beste Leistung war, die ihr erbringen könnt. Erinnert euch womöglich sogar daran, wie gut ihr in dem Spiel davor oder in der besten Partie eures Lebens gespielt habt. Seid ihr an einem Supplyblock gestorben? Erinnert euch daran, das ihr schon tausende male den Pylon/das Depot/den Overlord zum richtigen Moment gesetzt habt. Seid ihr an der falschen Entscheidung gestorben? Erinnert euch an all die male, in denen die Entscheidung korrekt war.
Tut, was auch immer euch hilft, um euch ein bisschen zu beruhigen - steht auf, verlasst den PC für einen Moment, malt etwas auf einen Block, der neben euch liegt, etc und freut euch dabei bereits auf das, was als nächstes kommt: euren Fehler erkennen und ausmerzen.
03. Das Replay ansehen
Wenn ihr euch ein wenig beruhigt habt und glaubt, das Replay ansehen zu können, so wird es Zeit, dieses zu laden.
Ich sehe es mir idR 1x auf 8-fach an, um den groben Spielfluss zu erfassen. Was habe ich getan? Was hat mein Gegner getan? Manchmal lassen sich hier bereits gewisse Probleme erkennen (z.B. "Okay, er hatte die Exe schon 5 Minuten, als ich sie gescoutet habe, kein Wunder, das er 60 Supply vorne war). Bevor es zu einem Kampf kommt, solltet ihr kurz pausieren, schauen, wie es Armymäßig aussieht - wer hat wie viel Supply/Upgrades, wer sollte den Kampf eurer Meinung nach gewinnen?
Wenn der Kampf nicht so verläuft, wie er sollte, dann müsst ihr ihn so lange ansehen, bis ihr versteht, wo das Problem lag. Waren z.B.
* Einige eurer Einheiten nicht dazu in der Lage, in den Kampf einzugreifen? (Drei Reihen Roaches, von denen nur eine schießen konnte)
* Eure Nahkämpfer hinter euren Fernkämpfern vergraben, sodass sie nicht in den Kampf eingreifen konnten?
* War der Einsatz eurer aktiven Fähigkeiten so, wie er sein sollte? (Saßen die FFs, habt ihr sofort gestimmt, hättet ihr etwas mit Burrow oder Fungal erreichen können?)
* Wie war die generelle Position? (Hattet ihr einen Highgroundvorteil, waren eure Einheiten gut aufgestellt, sodass alle gleichzeitig feuern können, wie war das mit seiner Armee?)
* Grobe Mikrofehler? (Movecommand, Rechtsklick auf eine Einheit, die dann zurück gelaufen ist, eure Stalker, die von gegnerischen Zealots attackiert wurden, etc)
Wenn ihr einen Kampf allerdings verliert ohne das ihr grobe Fehler im Kampf erkennen könnt, so wird es Zeit, eure Build Order auseinander zu nehmen (Typischstes Beispiel hierfür sind Pushes, die um 9 Minuten herum passieren, an denen man manchmal einfach stirbt)
* Habt ihr so viele Worker, wie ihr haben könnt?
* Wart ihr zu irgendeinem Zeitpunkt Supplyblockt und habt dementsprechend weniger Einheiten als möglich?
* Habt ihr ein wichtiges Upgrade zu spät gestartet, das euch so im Kampf fehlt?
* Ausreichend Produktionsgebäude?
* Overminns zum Zeitpunkt des Kampfes? (Wenn ihr bei 9 Minuten schon 1000+ Mineralien über habt, dann haltet euch vor Augen, dass das 20 Marines, 10 Zealots oder 40 Zerglinge wären) (Anm.: Der Punkt hängt zumeist mit fehlenden Produktionsgebäuden zusammen)
Konntet ihr in eurem Makro keine groben Fehler erkennen, so wird es Zeit, einen Blick auf den Gegner zu werfen:
* Hat er eine gierige BO gespielt, die ihr nicht bestraft habt (Hat er z.B. Nexus first gespielt und ihr eine 2Rax-Expansion, ohne ihn für sein fehlendes Gate abzustrafen?)
* Konnte er unbesorgt hochtechen (z.B. auf Infestoren), ohne das ihr seinen anfänglichen Einheitenmangel abgestraft habt?
Kurzum: Hat er Ecken geschnitten und auf Einheiten verzichtet, ohne das ihr das bemerkt habt? Falls ja, dann müsst ihr Wege finden das zu identifizieren.
04. Tell a friend
Nachdem ihr das Replay kennt und nun bescheid wisst, was so alles schief gelaufen ist, kann es helfen, das Replay auch einem Freund zu zeigen. Der lockere Umgang mit dem Replay kann häufig dabei helfen, verbliebene Spannung abzubauen und eine humorvollere Perspektive auf die Niederlage gewähren.
Zusätzlich hat euer Freund womöglich auch noch einige Anmerkungen zu machen, was ihr so alles verbessern könntet.
05. Das Spiel danach
Ganz wichtig! Startet kein neues Spiel, wenn ihr euch im Geiste noch immer mit der vorangegangenen Niederlage befasst, da das ganze euer Timing und eure Konzentration für das nächste Spiel aufzehren wird, wodurch ihr dieses womöglich auch verliert und euch dadurch in den negativen Prozess stürzt, das euer Ärger erneut aufflammt, und ihr wieder bei Punkt 00. starten müsst.
Wenn ihr soweit seid, das ihr die Niederlage beiseite gelegt habt (Ein Prozess, der mit steigender Spielanzahl immer schneller vonstatten geht), so könnt ihr in das nächste Spiel starten. Dafür ein letzter, wichtiger Rat: Behandelt das nächste Spiel nicht so, als würdet ihr noch einmal gegen dasselbe wie im letzten Match antreten.
Wenn ihr z.B. im vorangegangenen Spiel gegen einen Protoss mit DTs verloren habt, so solltet ihr in diesem Match nicht ohne Auslöser damit beginnen, wild Raketentürme zu bauen, weil ihr euch damit vieler Mineralien beraubt, die völlig nutzlos sind, wenn der Gegner gar keine DTs bauen wird. Behaltet die Punkte, die ihr in eurem Spiel gefunden habt, im Hinterkopf - verwendet sie aber nur dann, wenn es wirklich notwendig ist.
Denn ansonsten wird es euch ergehen wie Barbarossa - ein berühmter Kreuzritter, der schwer gerüstet und vor jedem feindlichen Angriff gefeit absolut unspektakulär in einem Fluss ertrunken ist, noch bevor er die Schlacht überhaupt begonnen hatte. Bleibt beweglich, bleibt aufmerksam und ruft euer Wissen dann ab, wenn es erforderlich ist. [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:50 ] [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:50 ] [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:51 ]
___
found @ 00. Was bedeutet es, zu verlieren?
Erinnert euch an eure letzte Niederlage. Wie hat sich das angefühlt? "Der andere muss besser sein als ich", nicht wahr? Lasst uns ein kleines Spiel spielen - ich gebe euch ein paar Szenarien des Verlierens und ihr sagt mir, wer von beiden der bessere Spieler ist, in Ordnung?
* Ein Protoss-Spieler vergisst über das microen seiner Stalker hinweg, einen weiteren Pylon hineinzuwarpen. Dementsprechend kann er trotz besserer Einheitenkontrolle keinen neuen Schwung an Einheiten hereinwarpen und verliert.
* Der gegnerische Protoss spielt eine Forge-FE, man selbst geht als Zerg auf Mutalisken und versucht dabei eine schnelle Third zu nehmen. Bei 10 Minuten taucht der Protoss plötzlich mit Blink Stalkern auf der eigenen Türschwelle auf und man kann es mit Muta/Ling nicht verteidigen
* Man hatte einen schlechten Tag, startet ein Spiel und merkt beim ausführen seiner 1Rax-Siege-Expansion, dass das mit dem Multitasking und schnellen Händen heute irgendwie nichts wird. Auf Grund der Ausführung, die nicht so gut ist, wie sonst, hat man zu einem Zeitpunkt X zu wenig Supply und wird dementsprechnd von der größeren Gegnerarmee überrannt.
Was haben diese drei Szenarien gemein? Jedes von Ihnen macht es uns unmöglich, zu ermitteln, wer der bessere Spieler ist. Unser Protoss aus dem ersten Match könnte gerade von seiner Freundin oder einem Meteroitenschauer abgelenkt worden sein, weswegen er sich - für ihn untypischerweise - supplyblockt. Vielleicht ist der Overseer des Zergs unglücklich ein paar Zentimeter am Twilight Council vorbeigeflogen und im letzten Match ist einfach die Tagesform entscheidend gewesen.
Fakt ist, wir können nicht in jedem Match 100% bringen - sonst wäre das nicht unsere Spitzenleistung sondern durchschnitt und wir hätten einen neuen Spitzenwert. Aus diesem Grunde ist der Gedanke, das unser Gegner in der Ladder besser wäre, weil er uns 1x besiegt hat, absolut unrealistisch.
Was wir stattdessen wissen und annehmen müssen, ist die Tatsache, das wir in diesem Spiel nicht so gut gespielt hätten, wie wir konnten. Wie wir es schaffen können, das zu erkennen? Widmen wir uns den Schritten.
01. Höflichkeit hilft
Die ersten werden sich beim lesen dieser Überschrift wahrscheinlich denken "Oh je, Felo der alte Langweiler", aber lasst mich ausreden!
Diejenigen unter euch, die mit jüngeren oder zumindest ungefähr gleich alten Geschwistern aufgewachsen sind, konnten bestimmt schon einmal beobachten, wie sich der eigene Bruder oder die eigene Schwester völlig in eine Lappalie hineinsteigert. Die Mücke wird sprichwörtlich zum Elefanten gemacht und auf Grund einer wütenden Reaktion eskaliert eine Situation. Wenn man sich z.B. einen harmlosen Spaß erlaubt, so wird die Situation entweder durch ein amüsiertes Lachen entschärft, oder aber man reagiert pikiert, die Situation kühlt ab und man befindet sich auf dem schlüpfrigen Pfad der Anfeindung zu tun.
Was hat das mit Starcraft II zu tun? Wenn ihr ein Spiel verliert, werdet ihr euch schlecht und deprimiert fühlen, vermutlich seid ihr sogar wütend, das ist ganz normal! Aber ähnlich wie in Star Wars davon gesprochen wurde, das Wut zu Hass wird, so kann auch der anfängliche Ärger über eine Niederlage eskalieren, wenn man sich diesem hingibt und in ihm badet. Wenn er ihr also damit beginnt, euren Gegner zu beleidigen, wütend auf ihn zu sein und schrecklich sauer seid, wo werdet ihr euch auf diesem Weg ganz um den Hass drehen. Ihr ersinnt Beleidigungen für euren Gegner und versteift euch darauf, was für ein schlechter Mensch er ist, weil er euch diese Gefühle bereitet.
Wenn ihr ihm stattdessen ein GG gebt - selbst wenn er gecheesed hat - so hilft das zumindest mir, mich von der Negativität loszueisen. Ich erkenne damit an, das er in diesem Spiel besser gespielt hat als ich und bereite mich damit geistig bereits auf etwas wichtiges vor - zu erkennen, wo mein Fehler lag, den ich bereinigen muss. Hass und Zorn haben nämlich eine interessante Gemeinsamkeit - sie sind umso stärker, umso ungezielter sie sind. Sobald ihr konkrete Anhaltspunkte habt, verpuffen sie zumeist, um Platz für Lernwillen und Verbesserung zu machen.
Fazit: Ihr müsst euren Gegner nicht umschmeicheln, aber flamed ihn nicht, um nicht in Hass und Zorn zu vergehen.
02. Seid gut zu euch
Sehen wir der Tatsache ins Gesicht - als ich auf Semiprofessionellem Level Brood War gespielt habe, war ich gerade ein Teenager, noch nicht einmal 16 Jahre alt. In dieser Zeit war meine Fähigkeit dazu, eine Niederlage zu akzeptieren, auf dem Level von Mike Tyson.
Ich erinnere mich an Matches, nach denen ich in blindem Zorn vor dem PC gesessen habe und wie ein besessener auf meinen Oberschenkel gehämmert habe, während ich mich einen Idioten dafür geschimpft habe, mein Reavershuttle zu verlieren und dadurch das Spiel zu verlieren. Man sagt, man soll seinen Zorn herauslassen. Wird es dadurch in diesem Fall besser? Auf keinen Fall. Wenn man einmal damit anfängt, dann bewegt man sich sehr, sehr schnell in einem gefährlichen Kreis, in dem sich Schmerz, Zorn und Wut abwechseln - deshalb sollte man es nicht dazu kommen lassen.
(Schneller Tip dafür, wenn es doch passiert: Vor einen Spiegel treten und sich ins wutverzerrte Gesicht sehen, hat mir als Teenager immer dabei geholfen zu realisieren, was zur Hölle ich da gerade eigentlich tue.)
Aus diesem Grund gelten wieder die Prinzipien aus Punkt 00. - Führt euch vor Augen, das euer Gegner nicht der bessere Spieler ist, realisiert, dass das Match gerade nicht die beste Leistung war, die ihr erbringen könnt. Erinnert euch womöglich sogar daran, wie gut ihr in dem Spiel davor oder in der besten Partie eures Lebens gespielt habt. Seid ihr an einem Supplyblock gestorben? Erinnert euch daran, das ihr schon tausende male den Pylon/das Depot/den Overlord zum richtigen Moment gesetzt habt. Seid ihr an der falschen Entscheidung gestorben? Erinnert euch an all die male, in denen die Entscheidung korrekt war.
Tut, was auch immer euch hilft, um euch ein bisschen zu beruhigen - steht auf, verlasst den PC für einen Moment, malt etwas auf einen Block, der neben euch liegt, etc und freut euch dabei bereits auf das, was als nächstes kommt: euren Fehler erkennen und ausmerzen.
03. Das Replay ansehen
Wenn ihr euch ein wenig beruhigt habt und glaubt, das Replay ansehen zu können, so wird es Zeit, dieses zu laden.
Ich sehe es mir idR 1x auf 8-fach an, um den groben Spielfluss zu erfassen. Was habe ich getan? Was hat mein Gegner getan? Manchmal lassen sich hier bereits gewisse Probleme erkennen (z.B. "Okay, er hatte die Exe schon 5 Minuten, als ich sie gescoutet habe, kein Wunder, das er 60 Supply vorne war). Bevor es zu einem Kampf kommt, solltet ihr kurz pausieren, schauen, wie es Armymäßig aussieht - wer hat wie viel Supply/Upgrades, wer sollte den Kampf eurer Meinung nach gewinnen?
Wenn der Kampf nicht so verläuft, wie er sollte, dann müsst ihr ihn so lange ansehen, bis ihr versteht, wo das Problem lag. Waren z.B.
* Einige eurer Einheiten nicht dazu in der Lage, in den Kampf einzugreifen? (Drei Reihen Roaches, von denen nur eine schießen konnte)
* Eure Nahkämpfer hinter euren Fernkämpfern vergraben, sodass sie nicht in den Kampf eingreifen konnten?
* War der Einsatz eurer aktiven Fähigkeiten so, wie er sein sollte? (Saßen die FFs, habt ihr sofort gestimmt, hättet ihr etwas mit Burrow oder Fungal erreichen können?)
* Wie war die generelle Position? (Hattet ihr einen Highgroundvorteil, waren eure Einheiten gut aufgestellt, sodass alle gleichzeitig feuern können, wie war das mit seiner Armee?)
* Grobe Mikrofehler? (Movecommand, Rechtsklick auf eine Einheit, die dann zurück gelaufen ist, eure Stalker, die von gegnerischen Zealots attackiert wurden, etc)
Wenn ihr einen Kampf allerdings verliert ohne das ihr grobe Fehler im Kampf erkennen könnt, so wird es Zeit, eure Build Order auseinander zu nehmen (Typischstes Beispiel hierfür sind Pushes, die um 9 Minuten herum passieren, an denen man manchmal einfach stirbt)
* Habt ihr so viele Worker, wie ihr haben könnt?
* Wart ihr zu irgendeinem Zeitpunkt Supplyblockt und habt dementsprechend weniger Einheiten als möglich?
* Habt ihr ein wichtiges Upgrade zu spät gestartet, das euch so im Kampf fehlt?
* Ausreichend Produktionsgebäude?
* Overminns zum Zeitpunkt des Kampfes? (Wenn ihr bei 9 Minuten schon 1000+ Mineralien über habt, dann haltet euch vor Augen, dass das 20 Marines, 10 Zealots oder 40 Zerglinge wären) (Anm.: Der Punkt hängt zumeist mit fehlenden Produktionsgebäuden zusammen)
Konntet ihr in eurem Makro keine groben Fehler erkennen, so wird es Zeit, einen Blick auf den Gegner zu werfen:
* Hat er eine gierige BO gespielt, die ihr nicht bestraft habt (Hat er z.B. Nexus first gespielt und ihr eine 2Rax-Expansion, ohne ihn für sein fehlendes Gate abzustrafen?)
* Konnte er unbesorgt hochtechen (z.B. auf Infestoren), ohne das ihr seinen anfänglichen Einheitenmangel abgestraft habt?
Kurzum: Hat er Ecken geschnitten und auf Einheiten verzichtet, ohne das ihr das bemerkt habt? Falls ja, dann müsst ihr Wege finden das zu identifizieren.
04. Tell a friend
Nachdem ihr das Replay kennt und nun bescheid wisst, was so alles schief gelaufen ist, kann es helfen, das Replay auch einem Freund zu zeigen. Der lockere Umgang mit dem Replay kann häufig dabei helfen, verbliebene Spannung abzubauen und eine humorvollere Perspektive auf die Niederlage gewähren.
Zusätzlich hat euer Freund womöglich auch noch einige Anmerkungen zu machen, was ihr so alles verbessern könntet.
05. Das Spiel danach
Ganz wichtig! Startet kein neues Spiel, wenn ihr euch im Geiste noch immer mit der vorangegangenen Niederlage befasst, da das ganze euer Timing und eure Konzentration für das nächste Spiel aufzehren wird, wodurch ihr dieses womöglich auch verliert und euch dadurch in den negativen Prozess stürzt, das euer Ärger erneut aufflammt, und ihr wieder bei Punkt 00. starten müsst.
Wenn ihr soweit seid, das ihr die Niederlage beiseite gelegt habt (Ein Prozess, der mit steigender Spielanzahl immer schneller vonstatten geht), so könnt ihr in das nächste Spiel starten. Dafür ein letzter, wichtiger Rat: Behandelt das nächste Spiel nicht so, als würdet ihr noch einmal gegen dasselbe wie im letzten Match antreten.
Wenn ihr z.B. im vorangegangenen Spiel gegen einen Protoss mit DTs verloren habt, so solltet ihr in diesem Match nicht ohne Auslöser damit beginnen, wild Raketentürme zu bauen, weil ihr euch damit vieler Mineralien beraubt, die völlig nutzlos sind, wenn der Gegner gar keine DTs bauen wird. Behaltet die Punkte, die ihr in eurem Spiel gefunden habt, im Hinterkopf - verwendet sie aber nur dann, wenn es wirklich notwendig ist.
Denn ansonsten wird es euch ergehen wie Barbarossa - ein berühmter Kreuzritter, der schwer gerüstet und vor jedem feindlichen Angriff gefeit absolut unspektakulär in einem Fluss ertrunken ist, noch bevor er die Schlacht überhaupt begonnen hatte. Bleibt beweglich, bleibt aufmerksam und ruft euer Wissen dann ab, wenn es erforderlich ist. [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:50 ] [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:50 ] [ modified by T4E-hope @ 18.01.2015 05:51 ]
___
___

___
___
Quell Kartoffeln mit Dup Dup, Erbsensuppe mit Worscht, Pommes Frites mit Ketchup, und ein Bier für´n doscht.
___
___

___
http://eu.battle.net/sc2/de/profile/508440/1/thommi/
ich war / bin / werde immer der geilste sein... puh...
___

___
___
Quell Kartoffeln mit Dup Dup, Erbsensuppe mit Worscht, Pommes Frites mit Ketchup, und ein Bier für´n doscht.
Shoutbox
(Archiv)T4E-GreenGoblin @31.12.2018 00:18
wie kriegt man die page nochmal auf schwarz gestellt?
Bonus Pool: 0
wie kriegt man die page nochmal auf schwarz gestellt?

